Töpfern in Zeiten der Energiekrise: 
4 wertvolle Tipps um Kosten zu sparen!

Du töpferst in Deinem eigenen Homestudio und machst Dir Sorgen wegen der Energiekrise? Du hast eine Töpferwerkstatt und Deine Strom- und Materialrechnung droht in unermessliche Höhen zu klettern? Du fragst Dich, ob Du Dein wundervolles Hobby aufgrund der hohen Energiepreise einschränken oder aufgeben musst?

Dies sind alles Fragen, die ich mir in der Energiekrise stelle. Meine ersten Ideen und Maßnahmen, um ökonomischer zu töpfern, stelle ich Dir heute vor.

Judith Helmers, Inhaberin ClayHaus Ceramic

Hier sind meine 4 Einspartipps für Dich

1. Kontrolliere zuerst Deine Materialien

Steht Dein Homestudio voll mit den unterschiedlichsten Glasuren und Tonsorten und es werden ständig mehr? Stöberst Du gerne in den bekannten Keramik-Online-Shops? Kannst Du nicht widerstehen, wenn ein bekannter Keramiker auf Instagramm das neuste Töpfer-Gadget zeigt?

Sicher macht es riesige Freude, wenn ein Paket mit einer wundervollen neuen Glasur oder einem Spezial-Werkzeug ankommt. Und ehrlich gesagt, ich kann ich Dich gut verstehen. Ich bin bei diesem Thema eine Person der schlimmsten Sorte. Bei Keramik Kraft in Münster (https://www.keramik-kraft.com/) fühle ich mich wie ein Kind im Süßigkeiten- oder Spielzeugladen.

Frage Dich: Muss es etwas Neues sein? Reicht nicht mein vorhandenes Material? Was lässt sich aus dem Vorhandenen Neues kreieren? Welche Materialien sind kostengünstig?

Meine Tipps:

  • Kontrolliere Deine Tonsorten auf eingetrocknete Tonhubel. Hierzu gibt es einen Tipp, der auf Social Media die Runde macht. Sieht Dir das Video weiter unten an. Auf diese Weise machst Du unbrauchbaren Ton wieder nutzbar.
  • Recycele Deine Tonreste.
  • Falls Dir eine Tonsorte vom Farbton nicht mehr zusagt, so kannst Du diesen durch Verkneten mit anderen Tonsorten mischen. Auf diese Weise kreierst Du einen anderen Farbton. Achtung: Die Toneigenschaften wie Schrumpfung und Brennbereich müssen zueinander passen. Lese Dir hierzu die Datenblätter durch und lasse Dich vom Fachhandel beraten.
  • Dein Glasur-Vorrat: Überlege Dir, welche Glasurkombinationen Du mit Deinem Vorrat noch nicht ausprobiert hast. Es gibt unendliche Möglichkeiten Glasuren über- und untereinander zu layern. Zum Beispiel kommen unterschiedliche Ergebnisse heraus, wenn Du erst die eine Glasur und danach die zweite aufträgst und andersherum. Schau Dir den Instagram Account von Botz (https://www.instagram.com/botzglazes/) an. Hier findest Du Ideen zu jeder Glasur und kannst Deinen Vorrat neu entdecken. Die Botz Pro Glasuren lassen sich untereinander mischen entsprechend der Farblehre.
  • Hast Du eingetrocknete Glasuren? Rühr sie mit Wasser auf! Oder Du nimmst die getrockneten Glasurenchips und kreierst damit diesen Überraschungseffekt, den ich auf Instagram gezeigt habe: (https://www.instagram.com/reel/CfqzDYsDLnD/?utm_source=ig_web_copy_link).
  • Gerne stöbere ich in der Fotosammlung meiner alten Glasurkombinationen, die ich länger nicht ausprobiert habe. Immer kommen mir neue Ideen! Bereits geringe Änderungen sorgen für andere Ergebnisse. Basic-Designs sind oft die schönsten. Meine liebste Design-Kombi ist mein brauner Pünktchen-Ton in Kombi mit meiner weißen Glasur. Ich liebe unglasierte Bereiche. 
  • Such Dir Deine Lieblingsglasur aus, die Du oft benutzt und die zu vielem passt. Gibt es diese günstiger in der großen Verpackung oder als Pulver zum Anrühren? Konzentriere Dich auf diese eine Glasur in Kombination mit dem was Du sonst noch da hast.
  • Am günstigsten sind Glasuren, die Du selbst aus Grundzutaten zusammen mischt. Rezepte findest Du z.B. auf https://glazy.org/. Dies setzt allerdings einiges an Erfahrung und Kenntnissen voraus und ist etwas für fortgeschrittene TöpferInnen.

2. Verwende gar keine Glasur

Ja, Du hast richtig gehört! Spare 100 Prozent an Glasurkosten und konzentriere Dich stattdessen auf die Tonsorte und das grundlegende Design.

Deine Vorteile:

  • Die Glasur ist das teuerste Material beim Töpfern. Während Dich ein 10kg Hubel Ton im besten Fall um die 10 Euro kostet und Du damit zahlreiche Stücke töpfern kannst, gibst Du für diese Stücke ein Vielfaches bei den Glasuren aus. Da ist es sinnvoll beim größten Kostenfaktor zu sparen.
  • Die Struktur, Farbe und Oberfläche des verwendeten Tons kommen ohne Glasur besser zur Geltung. Wieder ist der braune Pünktchenton mein Favorit. Das ist die Nr. 930 oder auch 933 von Goerg&Schneider (https://www.instagram.com/haveagoodclay/). Du kannst Deine Konzentration auf die Gestaltung der Form und Oberfläche Deiner Keramik lenken. So lassen sich mit verschiedenen Arten von Schnitzereien wunderschöne Effekte erzielen. 
  • Ein Riesenvorteil ist, dass sich die Stücke beim zweiten Brand berühren dürfen, denn die fehlende Glasur sorgt dafür, dass sie nicht zusammenkleben. Allerdings bin ich vorsichtig und stapele nicht zu viel. Am besten testest Du Dich an das Thema heran.

Übrigens ist jedes Stück ohne Glasur dicht, denn für die Dichtigkeit sorgt nicht die Glasur, sondern der hochgebrannte Ton. Jeder Ton hat einen eigenen Temperaturbereich, bei dem sich seine Poren so weit schließen, dass er keine oder nur eine geringe Wasseraufnahmefähigkeit von 1-2 Prozent hat.

Meine Tipps:

  • Farbeffekte erzielst Du, indem Du z.B. Engoben verwendest. Diese Farben lassen sich auf den rohen Ton auftragen. Außerdem kannst Du mit Tonschlicker und einem Malhörnchen Verzierungen auf den Ton auftragen. Oder Du mischt zwei Tonsorten und spielst mit dem Mamoriereffekt. Da braucht es keine Glasur, die würde diesen überdecken.
  • Konzentriere Dich zu Anfang auf kleinere Dekostücke wie Wall Hangings oder Halter z.B. für Trockenblumen und Kerzen. Du legst sie nach dem Schrühbrand im normalen Glasurbrand übereinander und füllst so Deine freien Ecken im Ofen. Ich bin inzwischen bei größeren Stücken angelangt, wie diese Schalen für meine Outdoor-Kerzen (https://www.instagram.com/p/CfbXKfMDbN1/?utm_source=ig_web_copy_link).
  • Mache Deinen Ofen immer voll. Ein halb gefüllter Ofen ist doppelt teuer. Plane Deine Brände im Voraus.

3. Brenne einmal statt zweimal

Immer wieder erreicht mich diese Frage: Gibt es die Möglichkeit rohen Ton direkt hoch zu brennen? Kann ich auf diese Weise für eine Entlastung meines Stromverbrauchs sorgen?

Fakt ist, dass durch den ersten langsamen und niedrigen Schrühbrand die Stabilität des Töpferstückes für das Glasieren geschaffen wird. Eine Glasur auf den rohen Ton aufzutragen ist mitunter gefährlich. Das fragile Töpferstück saugt sich mit der Feuchtigkeit der Glasur voll. Es könnte in der Folge zerbröseln und zerbrechen. Oder schlimmer: Es könnte beim anschließenden Brennen im Ofen zerbersten. Dann sind die glasierten Scherben überall verteilt und der Ofen vielleicht stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch Fakt ist auch, dass Du gerade beim Brennen von Keramik hohe Stromkosten produzierst. Je nach Größe des Ofens und Häufigkeit des Brennens wird es aufgrund des rasanten Anstiegs der Energiepreise sehr teuer.

Die Antwort auf die Frage ist: Ja, unter bestimmten Voraussetzungen kannst Du direkt hoch brennen. Ich bin auf die Idee gestoßen, weil ich mich bei einem Projekt sehr beeilen musste und nur Zeit für einen Brand hatte. Für das Projekt habe ich Weihnachtsanhänger gestaltet und eine einzige dünne Schicht Transparenzglasur aufgetragen. Dies hat problemlos geklappt.

Deine Vorteile:

  • Kein doppeltes Ein- und Ausräumen des Ofens
  • keine Zwischenlagerung der Stücke
  • kein Abwaschen und Wachsen der Schrühware nach dem ersten Brand

Meine Tipps:

  • Starte mit kleinen Stücken und bepinsele diese vorsichtig mit 1-2 Schichten Glasur. Geeignet sind Anhänger oder kleinere Deko-Stücke. Sie sollen stabil genug sein und nicht zu dünne Wände haben. Deine Stücke müssen immer absolut trocken sein bevor Du brennst.
  • Wähle eine langsame Brennkurve: Ich programmiere meinen Ofen mit der Kurve des Schrühbrands und ändere die Endtemperatur auf die des höheren Glasurbrandes ab. Ein längerer Brand kostet zwar mehr, Du sparst aber, weil Du keinen zweiten Brand benötigst. 
  • Schau Dir genau an, wie hoch Dein Ton gebrannt werden muss um dicht zu sein. Bei meinen Tonsorten reicht 1200 Grad aus und der Ton ist gesintert. Jedes eingesparte Grad Temperatur entlastet Deine Stromrechnung.
Pottery Knowledge

4. Die Königsdisziplin: Kombiniere alle drei Methoden miteinander

Am meisten sparst Du, wenn Du meine Punkte 1 bis 3 zusammen anwendest: Vorhandene oder günstige Materialien verwenden, keine Glasur benutzen und 1 x brennen.

Für meine neue Workshop-Saison habe ich unter diesem Motto einen No-Glaze-Workshop kreiert. Er war schnell ausgebucht und ich konnte den Preis aufgrund der vorgenommenen Maßnahmen sogar reduzieren. Ich spare zusätzlich, weil ich im Vergleich zu anderen Workshops nichts vorbereite. Es kommen 3-4 Tonsorten auf den Tisch und ein paar Werkzeuge – das wars. Weniger ist mehr! Ideen und Vorlagen habe ich immer reichlich da. Alle Infos zu meinen Workshops findest Du übrigens auf dieser Website unter "Kurse und Workshops".

"Der Flow beim Töpfern entsteht nicht durch die 
Größe des Stückes oder eine aufwendige Vorbereitung. 
Vielmehr kommen wir durch das Spüren des Tons in unseren Händen
und das langsame Entstehen der Werke in diesen."

Mein Tipp:

  • Durchsuche deine Ideendatenbank nach Projekten, die für diese Vorgehensweise geeignet sind. Dafür nutze ich Pinterest. Schau Dir mein Board zu diesem Thema an. Alle Projekte sind ohne Glasur mit einem Brand machbar: https://pin.it/32oflsK
  • Wichtig ist die langsame Brennkurve aus Punkt 3! Ich brenne mit 100 Grad pro Stunde bis 600 Grad erreicht sind. Danach erhöhe ich die Brennofen-Temperatur um 250 Grad pro Stunde bis 1200 Grad. Als Haltezeit stelle ich 20 Minuten ein.

Mir ist bewusst, dass meine Spartipps ihre Grenzen haben. Tassen und Schalen als Essgeschirr fertige ich nach herkömmlicher Weise mit Glasur und zwei Bränden an. Versteh diesen Artikel als Anregung und Ideengeber wie Du sparen kannst und experimentiere was für Dich in Frage kommt.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Ausprobieren meiner Tipps. Schicke mir Dein Feedback oder Deine Erfahrungen!

Eure Judith

Aktuelle ClayHaus Workshops
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